Ist das Advent?

 

 Jahr für Jahr -
es immer war:
in mir die Sehnsucht saß
nach irgendwo und irgendwas.

Wenn der Schnee zu tauen begann,
wenn der Krokus blühte und der Tulipan,
wenn der Meise "Es ist Frühling" zaghaft klang,
wenn die Drossel leise ihre erste Arie sang,

in all den schönen Stunden
die Sehnsucht niemals war entschwunden.

Wenn der Kuckuck rief, die Nachtigall klagte,
wenn der Specht hämmerte und lachte,
wenn der Kiebitz schaukelte, kopfüber, und schrie,
still wurd´ die Sehnsucht, aber fort war sie nie.

Wenn in Scharen sich die Schwalben
bereiten auf den Abflug vor,
wenn die Kraniche vom Süden singen -
vielstimmig im Chor,

das Fernweh findet Einlass:
ich such nach irgendetwas.

Es ist Advent,
geschlossen bald der Kreis.
Und ich noch immer nichts
von der Sehnsucht weiß.

Und meine Frage war
wieder wie in jedem Jahr:
Ist er es, der mein Sehnen kennt?
Ist´s meine Sehnsucht, die in seinen Lichtern brennt?

Such ich - vielleicht auch ihr -
nach Aufgehobensein,
nach Wunder und nach Frieden?
Ist es das - am End´?

 

Nicht Kampfgeschrei noch Rechthaberei tun gut.

Versöhnung, Mäßigung sind uns Tribut.

Wer glaubt, dass Wunder, Frieden ohne uns entstehn, ist ein Tor,

der die Idee der heil´gen Weihenacht von vornherein verlor.

Allen Lesern wünsche ich
der Kerzen hellen Schein,
reiche Gaben und
die Sehnsucht im Advent!

Nov./Dez. .2014

© Winfried Kerkhoff

 

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